YOU ARE AN IRONMAN. Für sehr viele sportbegeisterte (oder muss ich besser sagen -verrückte?) Menschen löst dieser Satz eine Mischung aus Faszination, Unglaube und Begierde aus. Wie zum Teufel schafft man so etwas? Will auch!
Und im Juli 2016 war es dann für mich auch soweit – aber welcher Aufwand stand dahinter?
Mir erging es nicht viel anders, als ich in der Sportschau die ersten Berichte über den Ironman auf Hawaii sah. Wahnsinn. Unmenschlich. Punkt. Keine Sekunde hatte ich allerdings daran verschwendet, einmal selbst über solch eine Distanz an den Start zu gehen. Wie auch? Doch dann kam der Juli 2009 und ich erlebte den Zieleinlauf des IRONMAN Rennens auf dem Frankfurter Römerberg live mit. Was für eine Stimmung. Was für erschöpfte, aber glückliche Finisher. Will auch!
Zugegeben – der Wunsch war jetzt da, aber eigentlich auch die Erkenntnis, dass ich dafür nicht fit genug war. Also hatte ich das Thema Triathlon so lange verdrängt, bis mich meine liebe Frau zu einem Einsteiger-Trainingscamp am Tegernsee angemeldet hat. Was für ein Geburtstagsgeschenk, keine 2 Wochen später! 🙂 Und so machte ich mich im September 2009 mit einem nagelneuen Rennrad im Kofferraum und der Gewissheit dass ich nicht einmal 25m Kraulen konnte auf die A3 Richtung Bayern…
6 Jahre lang habe ich mich und vor allem meinen Körper auf die Belastung eines IRONMAN-Rennens vorbereitet. Ich habe Kraulen gelernt, bin bei meiner ersten und einzigen olympischen Distanz an den Start gegangen (mit einem zusammengeschraubten Schlüsselbein nach einem Radsturz…), bin meinen ersten Halbmarathon in 1h37 gelaufen, habe danach die erste Mitteldistanz im Kraichgau gefinisht und den erste Marathon in Frankfurt in 3h28 absolviert. In den 6 Jahren kamen so insgesamt 11 Mitteldistanzen, 6 Halbmarathons (PBZ 1h27), 5 Marathons (PBZ 3h09) und 3 Jedermann-Radrennen zusammen. Bis vor einem Jahr hatte ich mir aber einen ganzen Ironman nicht zugetraut.
Das aus dem Traum auch Wirklichkeit werden könnte, hatte ich dann 2015 gemerkt. Der Gedanke an eine 6-stündige Radfahrt vor einem Marathonlauf machte mir keine Angst mehr. Und so klickte ich mich 12 Monate vor dem geplanten Start mit zittrigen Händen durch das Anmeldefenster.
Mein Trainingsbeginn für den Frankfurter Ironman 2016 war der 1.11.2015. Einen Monat nach der Teilnahme am Berlin-Marathon. Mein Plan war, die Umfänge Monat für Monat zu steigern, möglichst 2 oder 3 intensive Trainingswochen mit einer ruhigen zu verbinden. Idealerweise wollte ich immer Blöcke der gleichen Disziplin umsetzen, d.h. 2 oder 3 sich zeitlich folgende Schwimm-, Lauf- oder Rad-Einheiten. Dazu einmal die Woche etwas Krafttraining. Das klappte ohne Verletzung und Erkrankung, einer 50h-Wochen mit zahlreichen Geschäftsreisen und einer korrekten Präsenz bei meinen Lieben eigentlich ganz gut.
Meine Trainingsumfänge sahen pro Monat wie folgt aus… (TE = Trainingseinheit)
- November 2015: 18 TE/ 16,7h = SWIM (4,8h/ 12km), RUN (5,9h/ 67km), BIKE (5,1h/ 132km), KRAFT (1h)
- Dezember 2015: 21 TE/ 21,2h = SWIM (1,6h/ 5,1km), RUN (8,3h/ 88km), BIKE (10,3h/ 266km), KRAFT (1h)
- Januar 2016: 24 TE/ 24,1h = SWIM (3,5h/ 9,3km), RUN (9,9h/ 112km), BIKE (9,1h/ 279km), KRAFT (1,7h)
- Februar 2016: 26 TE/ 34,7h = SWIM (6,9h/ 19,4km), RUN (11,5h/ 135km), BIKE (14,2h/ 371km), KRAFT (2,2h)
- März 2016: 24 TE/ 20,9h = SWIM (2,7h/ 7,8km), RUN (10,1h/ 117km), BIKE (6,2h/ 172km), KRAFT (1,9h)
- April 2016: 22 TE/ 15,9h = SWIM (-), RUN (11,3h/ 132km), BIKE (3,9h/ 110km), KRAFT (0,8h)
- Mai 2016: 30 TE/ 43,6h = SWIM (6,7h/ 17,7km), RUN (11,3h/ 132km), BIKE (24,1h/ 660km), KRAFT (1,5h)
- Juni 2016: 24 TE/ 24,6h = SWIM (6h/ 16km), RUN (6,7h/ 77km), BIKE (11,3h/ 294km), KRAFT (0,7h)
Damit lag mein durchschnittliches Trainingspensum im Zeitraum November – Juni bei „nur“
- 5,5 TE/ Woche und
- knapp 6 Trainingsstunden/ Woche
Insgesamt hatte ich so 200 Stunden trainiert, inklusive der Mitteldistanz im Krachgau (Juni). Kurze Einheiten schnell und knackig, lange Einheiten ruhig.
Was kam noch dazu? Im März und April stand ich knapp 2 Wochen auf Alpinski. Belastung für die Oberschenkelmuskulatur war zwar da, aber es war kein spezifisches Training (die abendlichen Nach-Ski-Laufrunden sind oben allerdings berücksichtigt!). Ich kam geschäftlich ordentlich um die Welt (insgesamt knapp 30 Flüge) – was meine Trainingsziele leider durcheinander brachte. Wichtig war hier, dass ich mich daran angepasst hatte. Nicht übernehmen, Regeneration beachten und notfalls mehr Laufkilometer im Hyde Park sammeln als am Mainufer. Die wenigen Einheiten wurden da noch intensiver.
Heisst das nun, die einschlägigen Trainingspläne von 9-13h die Wochen sollte man ignorieren? Nicht unbedingt. Denn jeder bringt andere Vorraussetzungen mit. Wichtig erscheint mir nur die langjährige Vorbereitung auf eine Belastung, die ein IRONMAN-Rennen nunmal darstellt. Wer hier zu früh an den Start geht, mag mit seiner Gesundheit spielen (nicht zu vergessen, dass ein richtiger Check-Up bei einem kompetente Sportarzt dringen zu empfehlen ist!).
Und noch ein letzter Tipp zur Motivation. Wenn Ihr solch einen langen Plan mit einer Spendenaktion verbinden könnt, dann ist das sicherlich hilfreich. Meine beiden Aktionen für Bilbassi und BigShoe haben mir zusätzliche Energie gegeben. So gab es keine Entschuldigung sich hängen zu lassen 🙂
In dem Sinn wünsche ich allen Nachahmern viel Erfolg und bedanken mich bei alle denen, die meine Initiative RUNNING FOR … AN AMBULANCE finanziell unterstützt haben! Danke. Ihr habt damit indirekt auch meinen Traum unterstützt…
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